Historisch 

bedeutende Gebäude 

in Hemishofen

Der Lecourbe-Stein 

Auf einer kleinen Wanderung Rheinabwärts trifft man dreihundert Meter unterhalb des Dorfes einen Granitfindling, den so genannten «Lecourbe-Stein» mit einer Bronce-Tafel. 

«Hier überquerte am 1. Mai 1800 der französische General Lecourbe mit seiner Armee von 30`000 Mann den Rhein auf einer Pontonbrücke und drängte die Österreicher und Russen in den Hegau zurück, wo sie auch die Festung Hohentwiel kampflos einnahmen.» General Lecourbe beobachtete die Rheinüberquerung vom «Generalstand» auf dem Rodenberg. Die Soldaten plünderten im Dorf Hemishofen und verlangten nach warmem Essen, denn sie hätten seit drei Tagen keine warmen Speisen mehr bekommen.

 

Mehr Informationen über diese Invasion

ZUR ERINNERUNG

AN DEN ÜBERGANG DES RECHTEN

FLÜGELS DER FRANZÖSISCHEN RHEINARMEE

UNTER GENERAL LECOURBE AM

1. MAI 1800


GESTIFTET 1993 VON DER HEIMATVEREINIGUNG

BUCH-HEMISHOFEN-RAMSEN

Johannes Büel (1761–1830)

General Lecourbe 1759 – 1815

Plan der Rheinüberquerung von General Lecourbe

Lecourbe-Stein 

Im Jahre 1800 war die Schweiz Kriegsschauplatz fremder Heere im Zusammenhang mit den Koalitionskriegen gegen Napoleon. So war die rechte Rheinseite von Stein am Rhein bis Schaffhausen von österreichischen und russischen Truppen besetzt und auf der linken Seite standen die Franzosen. 

Am 1. Mai 1800 überquerte General Lecourbe mit seiner Armee von 30’000 Mann den Rhein auf einer Pontonbrücke in der Nähe von diesem Gedenkstein und drängte die Österreicher und Russen in den Hegau zurück, wo sie auch die Festung Hohentwiel kampflos einnahmen. Vorher plünderten Sie das Dorf Hemishofen.

Johannes Büel, Lehrer in Hemishofen berichtet: «Am 29. April 1800 bemerkte ich vom Wolkenstein aus auf dem Felde gegen Rheinklingen hinab viele französische Offiziere, von welchen ein Paar mit Zeichnen beschäftigt waren. Ich schloss nichts Gutes daraus. Und es war auch wirklich General Lecourbe (wie ich nachher erfuhr), der den Plan zum Rheinübergang machte.

Auch am folgenden Tag, Mittwoch, den 30. April war alles ganz ruhig. Man bemerkte am jenseitigen Rheinufer keine Bewegungen. Auch meldeten die Ordonanzen gar nichts neues. Ruhig ass ich zu Nacht und legte mich nach zehn Uhr unters Fenster und sah auf die Kaiserlichen und französischen Wachtfeuer ohne die mindeste Bewegung wahrzunehmen. 

So ruhig, wie wir am 30. April einschliefen, wachten wir Donnerstag, den 1. Mai nicht auf. Am Morgen um 4 Uhr weckte uns alle im Dorfe der Donner der Kanonen aus den Batterien vom jenseitigen Rheinufer. Erschrocken verliessen wir unser Lager, und schon waren die Soldaten ausgerückt und nur noch ein Paar Husaren sprengten hin und wieder, und vor Verfluss einer Viertelstunde waren die Felder mit französischen Tirailleur (Schützen der leichten Infanterie) bedeckt, die sich überall ausbreiteten und unter beständigem Schiessen und Lärmen den Wolkenstein erkletterten. Das Dorf wurde von den Kanonenkugeln verschont, obschon einige über dasselbe hingeflogen sein sollen, auch nachher in den Wiesen und Feldern viele Haubizgranaten, Kanonen und Kartätschenkugeln gefunden wurden, so fiel doch keine einzige ins Dorf. Um halb fünf Uhr marschierte eine Kompagnie Grenadier Franzosen in der besten Ordnung und ohne sich im mindesten aufzuhalten hier durch gegen Stein hin, so dass man anfing, alle Besorgnisse fahren zu lassen – weil das Schiessen nachgelassen und die Kaiserlichen nach sehr schwachem Widerstand sich gänzlich zurückgezogen hatten.» 

Die Brücke bestand aus 16 Booten, 2 Artillerie-Nachen und 20 verstärkten Booten sowie 12 kleinen Pontons für deren Transport 200 Pferde benötigt wurden. Während die Franzosen mit ihren Kanonen die wenigen österreichischen Batterien bei Hemishofen und der Bibermühle mit Feuer belegten, bauten die Sappeure unter Verrichtung schwerster körperlicher Arbeit (sie buckelten die schweren Kähne das steile Rheinufer hinunter) in Rekordzeit die Brücke über den Rhein. 

An dieser Stelle trugen sie Soldaten zwischen 12 und 1 Uhr nachts 50 Boote ans Rheinufer hinunter und bauten die Pontonbrücke. Kinder aus Rheinklingen und Etzwilen schöpften Wasser aus den Booten, und vor 9 Uhr morgens waren 20’000–30’000 Soldaten mit Kanonen, Munition und 200 Pferden auf der anderen Rheinseite.  

Da die Boote schon Wochen zuvor auf die Transportkarren aufgeladen wurden, trockneten sie aus und waren beim Wässern leck. Französische Husaren holten die gesamte Jugend aus Rheinklingen und Etzwilen, um aus den Pontons mit Hilfe von Kübeln und Krügen so lange Wasser zu schöpfen, bis sich die Fugen der Nässe wegen geschlossen hatten.

Die nicht einmal 10’000 Mann starke österreichischen Truppen, die den Hegau bewachten, hatten gegen das Korps Lecourbe keine Chance und mussten sich weiter nach Norden zurückziehen.

Die folgenden Auszüge stammen aus einem Brief, den Lehrer Büel unmittelbar nach dem Geschehen, am 2. Mai 1800 an einen Freund abschickte: «Unterdessen war ein grosser Jammer im Dorfe. In allen Häusern wurde geplündert Wein, Brot, Butter, Hausrat, Kleider, Bettstücke, Alles, was einigermassen einen Wert hatte und verkäuflich zu sein schien, das wurde durchs Dorf hinabgetragen. Die Bauern, ihre Weiber und Kinder suchten bei mir Hilfe, während ich selbst dem Ausplündern meines Hauses jeden Augenblick entgegensah. Ein Trupp dieser Räuber kam nach dem andern auf das Haus losgestürzt und wollte eindringen. Der Sergeant Major (dem Büel einen Kaffee angeboten hatte) sah zum Fenster hinaus und wies sie ab. Das gelang über zwei Stunden. Aber endlich war das Zureden dieses braven Mannes fruchtlos. Die Türe zum Keller wurde von aussen gesprengt und der wilde Haufe drang ein. Nun gingen sie über meinen Wein. Alle Geschirre im Kaller wurden gefüllt und hinausgetragen: Der Vorrat an Fleisch, Rahm usw. weggeschleppt. Durch die Treppe drangen sie aus dem Keller ins Haus hinauf in eine Kammer, wo ein Schrank stand, in welchem wir unser Porzellan usw. zu stehen hatten, das wir aber schon vor etlichen Wochen nach Stein in Sicherheit brachten. Dieser wurde ebenfalls gesprengt, einige zinnerne Teller, zwei schöne Flaschen usw. herausgenommen. Noch hatten sie nicht genug Geschirr und sie kamen eine Treppe höher, zu uns hinauf, und in die Küche; da wurde wieder alles hölzerne Geschirr in Requisition gesetzt. Der Sergant wusste so wenig er dem Unwesen ganz steuern konnte, die Plünderer noch vor unserer Wohnstube und den Zimmern ferne zu halten. Louise und ich behielten immer eine völlige Geistesgegenwart. Mut und eine frohe Laune, wodurch wir selbst unseren Schutzengel Anest, so hiess der Sergant, der sehr traurig war, aufrichteten. Ich sagte Anest einmal über das andere: ‹Lasst sie nur alles aus meinem Keller nehmen, das tut mir nicht weh und macht mich nicht unglücklich.› Wirklich hatte ich den grössten Teil meines Weinvorrates schon vor einigen Monaten wegbringen lassen, und das, was im Keller blieb, betrachtete ich, seitdem ich den Übergang der Franzosen erwartete, nicht mehr als mein Eigentum. Darum sah ich ihn auch ruhig wegtragen und meine Besorgnisse beschränkten sich nur auf Zerstörung und gewalttätige Misshandlung.   

An diesem Tage überschritt das ganze Korps Lecourbe mit 30’000 Mann den Rhein und drängte die österreichische Armee bis München, wo sie bei Hohenlinden eine totale Niederlage erlitt.»

Quelle: Christian Birchmeier: «Die Brückenschläge von Büsingen und Rheinklingen 1799 und 1800

Gedenkschrift Johannes Büel:
https://hemishofen.ch/CMS/get/file/3448a125-66d7-439e-97e4-b4b399876db8


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An dieser Stelle trugen die Soldaten zwischen 12 und 1 Uhr nachts 50 Boote ans Rheinufer und bauten die Pontonbrücke.

Foto Hansueli Holzer 2021