Hof 2

Hof 3

Die Höfe

Nach dem Urbar von 1523 gehörten dem Dominikanerinnenkloster St. Katharinental in Diessenhofen der Grosse Hof (Häuser Nr. 1, 2 und 4 am Hofweg) und der Kleine Hof, (heute „Klosterhof“ genannt) am Klosterweg 3. 

Einblick in das tägliche Leben in den Höfen gibt uns das Büchlein „Mein Buch -  Jugenderinnerungen und weitere Begebenheiten aus meiner Heimat“ von Rudolf Hug-Saladin.

Hinter unserem Haus befand sich die Post. Die Posthalterin war Inhaberin einer ganz kleinen Apotheke, welche aus einem Wandschrank mit vielen Schublädli bestand, worin verschiedene Kräuter gelagert waren für sogenannte Heiltees. Man schickte mich dann immer dorthin um Presshefe zu kaufen für 20 Rappen. In diesem Raum war auch das Dorftelefon untergebracht, bei dem man an einer Kurbel zuerst drehen musste, um eine Verbindung herzustellen. Nur die Post, der Gemeindeschreiber und der Zollposten hatten damals ein Telefon. Wir hatten noch Glück, denn der Gang zum Telefon war nur 50 m entfernt.

Bei uns im Haus selbst in der Küche war um 6 Uhr abends immer Hochbetrieb, denn meine Mutter hatte um diese Zeit einen Milchausschank. Leute, die keine Landwirtschaft betrieben, waren ihre Kunden und wollten die Milch bei ihr holen. Das waren die Lehrers-, Pfarrers- und Grenzwächtersfamilien. Meistens waren es die Dienstmädchen, die man zu uns schickte. Während ich die sogenannte Zentrifuge in Betrieb nahm, war die Küche voll mit Leuten und es war immer ein lautes Geschwätz; man benutzte die Gelegenheit, Gedankenaustausch zu pflegen, es gab damals weder Radio noch Fernsehen.

Meine Beschäftigung im Bauernbetrieb war weniger im Stall bei den Kühen und Pferden, sondern eher bei den Maschinen in der Scheune, wobei die Aufbereitung des Futters für die Tiere meine Hauptaufgabe war. Das kurzgeschnittene Heu wurde mit den Rübenschnitzel gemischt, man gab noch Fischmehl dazu und das „Birchermüesli" für das Vieh war fertig. Mit Hilfe des Elektromotors, der die Rübenmühle antrieb oder der Kurzes-Maschine, machte ich mich nützlich, wobei ich die Befriedigung verspürte, etwas Positives zu machen, Ich hatte eine Genugtuung, wenn ich nach getaner Arbeit eine saubere, aufgeräumte Scheune hinterlassen konnte. 

Im Sommer in der Heuernte war ich zuständig für den Heu-Aufzug, der mittels einer Seilwinde betätigt wurde. Als ich noch nicht kräftig genug war mit der Heuzange umzugehen, musste ich nur mit einem Seil die Winde steuern, was hauptsächlich ein gutes Gehör nötig machte, denn auf ein Klicken der Zange musste man das Ge- wicht an der Winde, das mit dem Seil verbunden war, fallen lassen. Als ich dann kräftiger war, durfte ich die Zange selber in den Heuhaufen drücken, wobei man den Stolz hatte, möglichst grosse Heuballen mit der Zange hochzuziehen bis in den Giebel des Daches. Von dieser Stelle an wurde der Heuballen durch eine horizontale Schiene mittels einer Laufkatze in das Innere des Heustockes befördert. Ein Knacken zeigte an, wenn die Zange das Heu fallen lassen musste. 

In den Besitz des Dominikanerinnenkloster St. Katharinental in Diessenhofen gehörte auch der kleine Klosterhof (Klosterweg 3) mit Wald, Acker- und Wiesland.

Klosterhof


Der kleine St. Katharinenthalerhof in Buch

Der Hof (Klosterweg 3) liegt am Westrande des Dorfes Buch. Der Hausname "Klosterhof» weist ihn noch heute als ehemaliges geistliches Besitztum aus. Lange glaubte man, es sei der ehemalige Kehlhof des Frauenklosters St. Agnes in Schaffhausen, da dieses Kloster bis zur Reformation im Jahre 1529 Inhaberin der Herrschaft und Grundbesitzerin in Buch war. Erst im Zusammenhang mit der Ausarbeitung einer Festschrift zur 900-Jahr Feier im Jahre 1980 ist der wahre Sachverhalt aufgedeckt worden. 

1360 schenkten Rudolf Spiser und seine Söhne Heinrich und Rudolf von Diessenhofen dem Koster St. Katharinenthal ein Gut zu Buch, zwei Äcker daselbst und ein Gut zu Blindenhusen. Dies ist der erste sichere Nachweis von Grundbesitz des Dominikanerinnenklosters in Buch. Im Beschrieb ist jedoch kein Haus erwähnt, sodass zu vermuten ist, es habe sich lediglich um Grundstücke gehandelt. 

Mehr Aufschluss gibt ein Urbar (Güterbeschrieb) aus dem Jahre 1523. Hier werden bereits ein «Grosser St. Katharinenthalerhof» und ein «Kleiner St. Katharinenthalerhof» aufgeführt. Zum grossen Hof gehörten drei Wohnhäuser mit Hofstatt, Scheune und Garten. Gemäss Beschrieb sind es die drei Häuser bei der Kirche, heute «In Höfen» genannt. 

Zum kleinen Hof, dem heutigen Klosterhof, gehörten:
in der Zelg zum «Herrenweg» 6 Jucharten 3 Vierling Ackerland
In der Zelg «Sand» 11 Jucharten Ackerland
In der Zelg «Bisert» oder «Brunnenzelg» 10 Jucharten Ackerland
Sodann 7 Mannsmahd 1 Vierling Wiesland und 6 Jucharten Wald im «Morden», eine Hofstatt, Haus, Hof, Scheune, ein Leingaden und ein Hanfgarten von 1 Juchart.

Umgerechnet ergibt sich somit eine Betriebsfläche von 13,7035 ha, wovon 910 a auf Ackerland und 210 a auf Wiesland entfallen. Dass der Ackerbau dominierte, erstaunt nicht, denn an Vieh hielt der Bauer nur etwa 1 - 2 Kühe, deren Milch im Haushalt verbraucht wurde. 

Das Ackerland lag in 3 Zelgen, wovon in der einen Sommerfrucht (Hafer und Gerste), in der zweiten Winterfrucht (Roggen und Spelt) angebaut wurde. Die dritte Zelg lag brach. Im darauffolgenden Jahr wurde die Brachzelg mit Winterfrucht und die Winterzelg mit Sommerfrucht angesät. Die Sommerzelg lag brach. Nach 3 Jahren begann der Turnus wieder von vorne. Wegen der extensiven Bewirtschaftung waren die Erträge klein und Fehljahre bedeuteten Hungersnot im darauffolgenden Winter. 

Der jeweilige Inhaber des Hofes erhielt diesen vom Kloster zu Lehen. Er musste dem Koster dafür jedes Jahr einen im Lehenbrief festgelegten Grundzins in natura entrichten. Dieser betrug für den kleinen Katharinenthalerhof laut Urbar:
2 Mutt Kernen, 7 Mutt Roggen, 5 Mutt Haber, 1 Pfund 18 s Heugeld, 5 Herbsthühner, 1 Fasnachthuhn, 19 Eier.
(1 Mutt = 89, 15 Liter oder etwa 58 kg. Kernen = gerelltes Korn, d.h. reines Korn ohne Häutchen). 

Dem Lehenmann blieb nach Abzug des Grundzinses und des Zehntens (eine Art Kirchensteuer, die aber schon lange in weltliche Hände gelangt war), meist gerade so viel, als er zum Leben brauchte. Gab es Missernten, so blieb er den Grundzins schuldig und musste ihn im folgenden Jahr zum andern dazu entrichten. Es ist daher leicht einzusehen, dass so mancher Bauer in Schulden geriet und oft mit seiner Familie hungern musste. Im Durchschnitt entfielen auf ein Jahrzehnt 3 Missjahre. 

Mit dem Einmarsch der Franzosen 1798 wurde auch das alte Staatsgefüge umgestürzt. Unter anderem erhielten die Bauern die Möglichkeit, sich von den Grundzins- und Zehntenlasten loszukaufen. Für die Berechnung des Ablösungskapitals nahm man den 20-fachen Zins in Geldwert umgerechnet.

Da Bargeld bei den Bauern Mangelware war, zog sich Gefällsablösung weit ins 19. Jahrhundert hinein. Grundzinsablösung für den kleinen Katharinenthalerhof erfolgte in zwei Schüben und zwar deshalb, weil zu Beginn des 19. Jahrhunderts zwei Lehensinhaber das Gut bewirtschafteten. 

1837 zahlten Konrad Storrers Kinder: Jakob Storrer, Maria Gebendinger, geb. Storrer und ihr Ehemann Konrad Gebendinger 581 Gulden 40 Kreuzer für die Ablösung ihrer Hälfte. 

Mit Vertrag Vom 16. Juni 1855 wurde die Ablösungssumme für die andere Hälfte auf Frankenwährung umgerechnet, was den Betrag von Fr. 1233.84 ergab, der auf Fr. 1200.– abgerundet wurde. Dieser Betrag war 1861 durch Michael Schäffeler und Caspar Riess abbezahlt worden. 

Um die Ablösungssumme aufzubringen, mussten die meisten Bauern ihre Grundstücke hypothekarisch belasten. Mancher trug schwer an der Verzinsung und Abzahlung. Grundstückverkäufe oder die Aufgabe des Betriebes waren die Folge. Ausserdem begannen die Bauern die Konkurrenz des billigen vom Ausland eingeführten Getreides zu spüren, das mit der Eisenbahn eingeführt wurde. So zog es mancher Bauer vor, seinen Betrieb zu verkaufen und nach Amerika auszuwandern. 


Die Lehensinhaber und Eigentümer des kleinen Katharinenthalerhofes

Bis Mitte des 18. Jahrhunderts lassen sich lediglich einzelne, in einem Urbar, (Kaufvertrag oder Schuldverschreibung) genannte Inhaber des Klosterlehens feststellen.

Im Urbar von 1523 wird ein Haini Brack als Lehensinhaber genannt.

1741 verkaufte die Witwe von Hans Huber (+ 10. Juni 1741) Hans Brütsch, Gemeindepfleger den Lehenhof. Von ihm Übernahm Hans Jacob Brütsch (1741–1804) das Gut. Er wird im Kirchenbuch erstmals «Klosterbauer» genannt. Seine Tochter Katharina (1766–1837) heiratete 1794 Hans Conrad Storrer (1772–1850). Er wurde, da sein Schwiegervater Hans Jacob Brütsch keinen männlichen Nachkommen hinterliess, Klosterbauer.

1840 ist sein Sohn Hans Jacob Storrer (1808–1876) als Eigentümer im Gebäudekataster eingetragen. Er besass den Hof aber nur vorübergehend, denn schon 1841 ist Konrad Gebendinger (1804–1893) von Neftenbach, verheiratet 1827 mit Anna Storrer (1801–1861), der Tochter von Hans Jacob Storrer, Eigentümer. 

1865 Übernimmt sein Sohn Jakob Gebendinger (1837–1903) den Hof. Er ist seit
1865 mit Elisabeth Brütsch (1840–1908) verheiratet.
1840 Emil Brütsch
1931 Ernst Brütsch-Wiedmann (1900–1975)
1961 Anna Elisabeth Brütsch, geb.1937, Tochter von Ernst Brütsch.

1810 ist der Hof samt Wohnhaus in zwei Hälften aufgeteilt. Wann diese Teilung stattgefunden hat, ist nicht feststellbar. Inhaber der andern Hälfte war Jakob Brütsch, (1780-1859), welcher aber im Hause Nr. 20 (Lydia Riess) wohnte. Seine Frau, Anna Maria Brütsch (1775–1847) brachte den halben kleinen Katharinenthalerhof in die Ehe.  1816 erfolgte die Zusammenlegung beider Haushälften, da die Frau von Conrad Storrer, Catharina Brütsch (1766–1837) eine Schwester von Anna Maria Brütsch war. 

Hermann Tanner

Die Höfe – Aus dem Film: «Rundgang durch Buch mit Ernst Feser 2007»