Historisch 

bedeutende Gebäude 

in Ramsen

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Grundstein des Töchterinstituts Wiesholz aus dem Jahr 1885 und einige Münzen aus dem hinterlegten Depot aus den Jahren 1872 bis 1883.

Pfarrhaus und Kirche Wiesholz, dazwischen «Töchterinstitut Maria Hilf» Aufnahme 1895 (Archiv Foto Koch, Inh. R. Wessendorf, Schaffhausen)

Die Kirche Maria Hilf wurde innert zwei Jahren (1851–53) vom pensionierten Pfarrer Heinrich Wunderlin mit Hilfe von Handwerkern als erfahrene Fachleute und vielen «Ertaunern» (ehrenamtliche Tagelöhner) aus der Region erbaut. Sie ist in ihren Proportionen bis heute gleich geblieben. Das Innere barg anfänglich einen Altar mit dem Gnadenbild Maria Hilf. Die drei Glocken trugen die Inschrift: «Von Carl Rosenlächler in Costanz gegossen 1852». Weiter war auf der grossen Glocke zu lesen: «Unter Deinen Schutz fliehen wir heilige Gottesmutter», auf der mittleren: «Bitte für uns, hl. Heinrich, auf dass wir würdig werden der Verheissungen Christi». Bischof Eugène Lachat von Basel weihte am 27. Juni 1866 die Kirche zu Ehren «Maria Hilf» ein.

Jede nachfolgende Generation versuchte auf ihre Art, das Kircheninnere umzugestalten. So verdrängte das Bild Deschwandens, «Maria vom Siege» darstellend, das erste Gnadenbild. 1923 wurde der Chorbogen enger gezogen, um Platz für zwei Seitenaltäre zu schaffen, der rechte dem hl. Herzen Jesu, der linke dem hl. Josef geweiht. 1945 folgte eine weitere Renovation mit anschliessender Altar- und Glockenweihe durch Abt Ignatius Staub von Einsiedeln.

Nach dem Konzil (1962–65) galt es, den Richtlinien für den Vollzug des Gottesdienstes Rechnung zu tragen. Die drei Altäre und vieles mehr wurden entfernt und das Innere so gestaltet, wie es sich heute präsentiert.

Der Altar wurde in die Mitte des Chores versetzt, der Priestersitz dahinter und der Ambo auf die rechte Seite. Dieser Dreiklang erlaubt es, gegen das Volk zu zelebrieren, so dass die Gläubigen in enger Gemeinschaft in den Vollzug des hl. Opfers einbezogen sind.

Die drei Chorfenster von Kunstmaler Georg Riemensberger heben auf farbigem Grund die Symbole der Heiligsten Dreifaltigkeit ab: Tiefblauer Kreis = Gottvater, zinnoberroter Diamant in Quadratform = Heiliger Geist, Karminroter Kelch mit der Dornenkrone = Christus.

Der Tabernakel auf der linken Seite strahlt vornehme Ruhe und Würde aus, die dem Geheimnis ziemt, das er verschliesst. Das grosse, hölzerne Kreuz darüber erinnert an das hl. Kreuz von Linden Cham/ZG. Das dortige Kloster Heiligkreuz entsandte während 113 Jahren seine Schwestern in den Wiesholzer Schuldienst.

Das Maria Hilf-Bild auf der rechten Seite ist eine Kopie von Lucas Cranachs (1472–1553) Gnadenbild im Dom, auch Maria Helfer Kirche genannt, zu Innsbruck. Es ist ein Geschenk des Schaffhauser Antistes Friedrich Emmanuel von Hurter (1787–1865) an seinen Freund Pfarrer Wunderlin. Seit 1965 hält diese Bild wieder einen Ehrenplatz, nachdem es viele Jahre entfernt war.

Die Kirche Wiesholz ist Maria, Hilfe der Christen, geweiht, das Patrozinium wird am 24. Mai gefeiert. Die brennenden Votivkerzen vor dem Gnadenbild zeugen vom tiefen Vertrauen der Gläubigen zur Gottesmutter.

Im Oktober 1999 Josef Würms-Gnädinger


Ehem. Töchterinstitut Maria Hilf

Heinrich Wunderlin, fühlte sich nach 35 Jahren Tätigkeit als katholischer Pfarrer in Ramsen so sehr mit der Gemeinde verbunden, dass er noch fünf Jahre als Resignat (Priester im Ruhestand) verblieb und sich auf eigene Kosten 1851 die Kapelle Maria Hilf und das Pfarrhaus daneben baute. Als Pfarrer Wunderlin 1876 starb entstand ein ernsthafter Erbkonflikt. Ein entfernter Verwandter von Wunderlin meldete seine Erbansprüche an und ebenso die Heimatgemeinde Mumpf. Das Obergericht des Kantons Schaffhausen musste am Ende den Streit schlichten und sprach den Besitz zu einem bescheidenen Kaufpreis Bischof Lachat von Basel zu. 1885 kaufte Jakobus Knöpfli, der Direktor des Institutes «Heiligkreuz» in Cham die Liegenschaft mitsamt des von Pfarrer Wunderlin beim Gemeinderat Ramsen hinterlegten Baufonds in der Höhe von 6000 Franken, um hier eine «Bildungsstätte für christliche Mädchen und künftige Hausfrauen» einzurichten. Von Jahr zu Jahr stieg die Zahl der Schülerinnen. Schon 1889 waren es 45 Mädchen. Viele kamen aus dem benachbarten Deutschland. Eine Internatsausbildung gehörte dort zum guten Ton. Nach dem ersten Weltkrieg entstanden neben den bisherigen Haushaltungskursen eine Realschule, Handelskurse und Deutschkurse für Fremdsprachige. 1935 wurde die Realschule staatlich anerkannt. Unter der Leitung von Schwester Thaddäa Keller stieg die Zahl der Schülerinnen nach 1953 auf die Rekordhöhe von 81 an.

Aber die Schwestern in Wiesholz wurden immer älter und im Mutterhaus fehlten die jungen Kräfte. Man sah sich gezwungen, Klasse um Klasse zu schliessen. 1974 begann die Zusammenarbeit mit der heilpädagogischen Schule «Blankenstein» in Schaffhausen. 1976 entstand das «Sonderschulheim des Kantons Schaffhausen». 1996 wurde der ganze Komplex an die STAR AG verkauft. 2004/6 Sanierung und Renovation der Liegenschaften. 2006 Abbruch des einstöckigen Tracks zwischen Pfarrhaus und Industriegebäude (ehemaliger Speisesaal); stattdessen Errichtung der glasüberdachten Halle («Wintergarten»). 2007 Aktualisierung und Neuvermauerung des Gründungsdepots.

Wandbild aus der Zeit des «Sonderschulheims» 1976–1996.

Schwestern und Schülerinnen des Töchterinstituts Wiesholz 1905–1906.